Ältere Menschen, so sagen uns die Medizin-Experten, sollen sich möglichst viel bewegen. Nun gut, dafür hat die Evolution die Kellertreppe erfunden. Allerdings musste besagte Evolution feststellen, dass die meisten älteren Menschen nur ein oder zweimal am Tag besagte Treppe benutzten. Ein paar ganz gewiefte Exemplare gingen sogar dazu über, sich Listen zu erstellen, was sie im Laufe der nächsten Tage aus dem Keller benötigen würden, und einige schafften es damit, die Evolution zu überlisten und die Kellertreppe sage und schreibe nur einmal wöchentlich zu benutzen. Das war natürlich nur einigen Hochleistungs-Senioren vergönnt, aber auch der gewöhnliche Durchschnitts-Ergraute konnte mit diesem simplen Trick seine Treppen-Rauf-Und-Runter-Frequenz erheblich reduzieren. Der Evolution wurde schnell klar, dass sich da was ändern müsste und erfand – man muss sagen mit durchschlagendem Erfolg – das nachlassende Gedächtnis. Wer also nachdenklich vor dem Kellerregal steht und sich fragt: was wollte ich hier eigentlich? – der sollte einfach wieder nach oben gehen und es später nochmal versuchen. So hat die Evolution das eingerichtet, und so ist es auch gut!
Ich habe in der Onleihe gestöbert und bin auf das Buch „Die 100 besten Rezepte der besten Foodblogger 2022″ von Ronja Kolls gestoßen [ich hätte nicht gedacht, dass man dafür Bäume fällen und eine Menge Geld verlangen kann]. Dass ich ein wenig enttäuscht bin, liegt sicher daran, dass 90% der „Blogs“ heute offensichtlich auf Instagram stattfinden und ich eine Social-Media-Allergie habe. Aber wenn das die „besten“ sind, meine Güte, dann wird sich daran auch nichts ändern. [An dieser Stelle ein Lob an meine 5 Leser: ihr habt ein wahnsinniges Niveau und einen hervorragenden Geschmack – Chapeau!] Aber ich bin ja aufgeschlossen und habe gleich anschließend das Buch eines YouTube-Stars heruntergeladen (Gaz Oakley: Vegan 100. Über 100 unglaublich leckere Rezepte von Avant-Garde Vegan) und el lunes gleich einiges ausprobiert: Polenta-Pommes mit Kräutern und Zitrone, Gemüsepäckchen im Backpapier, Möhren-Zwiebel-Bhajis mit Minze-Joghurt und Sriracha Fleischklößchen mit Sriracha-Sauce („Fleisch“ ist natürlich bei Veganern nie ernst zu nehmen!) El martes ist ja normalerweise Fischtag. Häufig fällt aber an Dienstagen der Markt aus, wenn am Montag Feiertag war. Seit einiger Zeit steht aber der Fischwagen nicht mehr auf dem Marktplatz, sondern auf dem Parkplatz eines Supermarktes; vielleicht weil er dort keine Standgebühr bezahlen muss. Aber auch dieser Platz war leer. Dafür war auf dem Marktplatz mehr los als je. Wobei – auch für Hühner war wohl Feiertag, auf jeden Fall waren sie noch nicht eingeräumt, genauso wie der Frischkäse am Käsestand. Kurz, aus dem geplanten Risotto mit Fischfilet wurde innert kurzer Zeit ein Züricher Geschnetzeltes mit Pute, was ich vor Kurzem bei ellerepubic.de gesehen und mich gewundert habe, warum Spätzle bei den möglichen Beilagen nicht auftauchen,
Und wenn es Dienstag keinen Fisch gibt, dann muss man (wenn sich der Wunsch nach Fisch einfach nicht überlisten lassen will) im Nachbar-Revier wildern. El miércoles ist Markt im Nachbarort, also steht dem Risotto mit Doradenfilet nichts im Wege. Ein wenig hatte ich mich ja gefreut, die Dorade zu schuppen, mit einem oder zwei geübten Schnitten zu filetieren und zu entgräten (Cornelia Poletto zeigts auf YouTube); etwas mehr noch habe ich mich gefreut, dass der nette Fischverkäufer das schon für mich erledigt hatte. Und vom Vegan-100-Buch ist noch die Aufgabe abzuarbeiten, irgendwas mit Seitan zu machen, was ich bislang noch nie gemacht habe. El jueves also Kentucky Fried „Chicken“ (Chicken=Seitan – klar, oder?) mit echten Ofen-Pommes und Salat, [Das ist ein relativ aufwändiges Rezept, da muss wohl noch ein einfacherer Seitan-Test folgen.]
El viernes ergab die Inventur der Vorräte, dass der Mangold im Garten noch wächst, Kartoffeln und Eier im Keller liegen und im Safran-Döschen noch eine gute Prise zu finden ist. Das heißt nach Adam Yotam Ottolenghi: Mangold-Safran-Omeletts (ein einfaches, erstaunlich stimmiges und gutschmeckendes Gericht aus Genussvoll Vegetarisch; im Netz z.B. bei foodina.eu). Und da die Apfel- und Birnenernte erledigt ist, gab es el sábado Birnen, Bohnen und Speck (im SZ-Magazin; ich kenne das Original nicht, aber mich deucht, dass die Formulierung „eine ziemlich edle Version“ nicht ganz falsch ist). Im Guardian habe ich gelesen, dass Ottolenghi auf die Frage, was man beachten müsse, wenn man weniger Portionen zubereiten wolle, antwortete: Alles, aber vor allem die Größe der Pfannen und Töpfe! Damit war klar, dass ich für meine sehr kleine Querrippe einen sehr kleinen Schmortopf benutzen musste: el domingo gab es Mole-Querrippen com agrião (aus Mezcla; noch nicht im Netz, aber Mole ist ein mexikanischer Rub, weshalb viele getrocknete Chili-Sorten und Schokolade verwendet werden, und agrião scheint das brasilianische Wort für Brunnenkresse zu sein, was ich durch Rucola ersetzen musste. Das Ganze landet dann für viele Stunden im Ofen – so lange der Strom halt noch reicht. Übersehen hätt ich beinah, dass es das Gericht/Rezept bei Chili & Ciabatta 🌶 mit Ochsenschwanz gibt. Und getraut, Suppenfleisch zu schmoren, habe ich mich nur, weil Arthur’s Tochter das schon lang so macht). Empfehlenswert ist diese Querrippe allemal, die Sauce, hmmmh, ist richtig, richtig toll und das Fleisch richtig, richtig weich und zart und – toll!
Mole hab ich auch schon lange auf meiner Liste, aber diese Woche hats mir das Vegan 100 angetan, danke für den Tipp 🙂
Gern geschehen. Aber die Qual der Wahl kan ich dir nicht abnehmen – wir Niedersachsen haben da gerade Erfahrung
Danke für die freundliche Erwähnung! 🙂 Ich habe es just am Wochenende wieder getan. Geschmorte Short Ribs mit Pappardelle und Ricotta, sehr lecker!
Die Amerikaner schmoren und smoken die Querrippen rauf und runter, und die ganzen BBQ-Blogger in Deutschland ebenfalls. Nur in den „normalen“ Haushaltsküchen wird sie immer noch vornehmlich zur Suppe verkocht. Ist ja nicht schlimm, aber den Leuten entgeht da wirklich was.
Wollt ich grad sagen: Nichts gegen eine ordentliche Rindsuppe aus Zwerchrippe! Ein Hoch! Hoch! Hoch! auf die Suppe (aber halt auch ein Sch… war das gut! für den Schmortopf).