Dass die Schwaben „alles können außer Hochdeutsch“ ist natürlich nicht wahr. Erstens nicht „alles“ und zweitens nur „Hochdeutsch“. Weil das „Hoch“ in „Hochdeutsch“ nicht das „hohe“, gute, richtige Deutsch ist (was sie tatsächlich nicht können täten würden), sondern das Deutsch, das in hochgelegenen Gebieten Deutschlands (also vor allem im Süden) gesprochen wird. Wir hier im Norden haben keine oder nur sehr kleine Berge. Deshalb spricht man hier „Niederdeutsch“, was, wie man sich jetzt denken kann, nicht das „niedrige“, schlechte Deutsch ist, sondern halt ein anderes. Genauer gesagt ist die zweite deutsche Lautverschiebung über Hochdeutschland mit aller Kraft hinweggefegt und hat zum Beispiel alle P-Laute in Pf-Laute verändert und K und T durch andere Explosivlaute ersetzt, Dieser Wind muss ziemlich weit oben geweht haben, auf jeden Fall ist er an Niederdeutschland ziemlich spurlos vorbeigegangen. So sagt man hier weiterhin appel und schipp, wenn z.B. die Schwaben, Hessen oder Bayern Apfel und Schiff sagen. Nach der zweiten Lautverschiebung war das P im „Hochdeutsch“ des Südens praktisch ausgestorben. Da diese Verschiebung aber welt- bzw. europaweit nur in Hochdeutschland stattgefunden hat, mussten neuere Wörter natürlich wieder importiert werden, die Paella, der Pascha, die Paranoia. Und wir hier im Norden konnten, weil wir den Quatsch ja nicht mitgemacht haben, mit Wörtern wie Stapel, schleppen, Kroppzeug, Kaulquappe, Strippe, hoppeln und Knüppel weiterhelfen – aber das haben wir natürlich gern getan.
Küchentagebuch, Freitag 1. Oktober 2021
- Meerrettichsauce, Bouillon-Gemüse, Kartoffeln (Reste von vorgestern)
- Leberspätzle, gebraten mit Ei und Salat (Reste von gestern)
- Vanilleeis mit Rotweinbirnen (Reste von vorgestern)
Gebacken: Gedeckter Apfelkuchen (aus Horst Lichter’s Buch „Alles in Butter“ – gibt’s in der Onleihe, mit Teig aus Spätzle-Mehl!)