Hirschfilet, Orangensauce, Kartoffelbrei

In einer Buchbesprechung habe ich den schönen Satz gelesen: »The past is a foreign country, they do things differently there.«*) Je älter man wird, umso mehr gilt das auch für die Gegenwart. Zum Beispiel Lieferdienste. Am Wochenende war in der Süddeutschen ein Interview mit dem Chef der Deutschen Post und der Überschrift: »Braucht man Lebensmittel wirklich innerhalb einer halben Stunde?« Und ich dachte: oh, alter Mann, gute alte Deutsche Post, innerhalb von zehn Minuten! Aber ich bin kein Experte und hier auf dem Land gibt’s das wahrscheinlich (?) noch gar nicht. Bislang vermisse ich es auch nicht. Aber: »… they do things differently now.« Und so war ich dann ganz interessiert, als ich in der ZDF-Mediathek einen Beitrag über »Gorillas & Co.: Die Wahrheit über schnelle Lieferdienste« fand, ein Angebot von funk, also von jungen, hippen ZDF-Leuten aus dem Internet. Ich will das nicht beurteilen, weil »… they do things differently now.« Die Fahrer haben manchmal Rückenschmerzen, manchmal funktionieren die Elektro-Räder nicht richtig, die Bezahlung könnte besser sein, aber eigentlich scheinen alle ihren Job gern zu machen. Soweit, so gut. Aber dann sagt der junge Hippe am Ende der Sendung sinngemäß, dass auch wir als Kunden die Situation verbessern könnten, wenn wir zum Beispiel mehr Trinkgeld geben oder an einem regnerischen Abend auf der Couch mal auf den Schokopudding verzichten würden. Wie gesagt, ich will mich nicht einmischen, aber wenn ihr glaubt, soziale Probleme auf Trinkgeldzahlungen und gute Taten (die den Geplagten noch nicht mal helfen) abwälzen zu können, dann solltet ihr mal anfangen darüber nachzudenken, in was für einer Gesellschaft ihr leben wollt.

*) Wir alle lesen ja keine Exzerpte, sondern das Original 😉; es ist der Eröffnungssatz in L.P. Hartleys Roman The Go-Between.

Küchentagebuch, Dienstag 14. Dezember 2021

  • Hirschfilet mit Orangensauce (mankannsessen.de – wenn man die Portionsangaben nicht ernst nimmt)
  • Kartoffelpüree mit Orangengeschmack (auch da – passt gut und die Portionsangaben stimmen auch)
  • Rosenkohl

Da es das vor kurzem erst gab, und ich etwaige Leser ja nicht langweilen will, heute ganz archaisch das rohe Fleisch, noch mit dem Duft von Tannennadeln und dem Brunströhren noch im Ohr – sorry Veggies. Am 19. November war die Frage: Warum gibt’s das nur einmal im Jahr? Genau.

Gebacken: Jede Menge Brot – immer noch ohne Dampf

Ein dunkles Weizenbrot mit Malzbier und ein Roggenbrot im Kasten

Schreibe einen Kommentar